Weltbild

Weltbild

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Wẹlt|bild 〈n. 12die Gesamtheit des menschl. Wissens von der Welt u. das menschl. Urteil darüber in einer bestimmten Epoche ● das \Weltbild der Antike; das mittelalterliche \Weltbild; unser heutiges \Weltbild

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Wẹlt|bild, das:
umfassende Vorstellung von der Welt [aufgrund wissenschaftlicher bzw. philosophischer Erkenntnisse]:
das moderne, das marxistische W.;
ein christliches, romantisches, geschlossenes W.;
das W. der Antike.

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I
Weltbild,
 
Weltsystem, im weiteren Sinn eine in sich geschlossene Vorstellung vom Aufbau des Weltalls (Kosmologie), im engeren Sinn Bezeichnung für Modelle des Sonnensystems, die zu einer Zeit entstanden, als man noch die Erde als bedeutungsvollsten Himmelskörper, als die »Welt« schlechthin, ansah. Man unterscheidet zwischen geozentrischem Weltbild (geozentrisches Weltsystem) mit der Erde im Mittelpunkt (z. B. das ptolemäische Weltsystem und das tychonische Weltsystem) und heliozentrischem Weltbild (heliozentrisches Weltsystem) mit der Sonne als Mittelpunkt (z. B. das kopernikanische Weltsystem).
 
Für den Einzelnen meint Weltbild einerseits eine in sich zusammenhängende, relativ geschlossene und umfassende Vorstellung von der erfahrbaren Wirklichkeit, wobei die Umwelt in ihren physischen, sozialen und kulturell-historischen Grundzügen den Grundzügen eines Weltbilds gemäß einheitlich gedeutet wird, sowie andererseits die Gesamtheit der subjektiven Erfahrungen, Kenntnisse und Auffassungen, die ein Mensch von mehr oder weniger großen Bereichen der Wirklichkeit hat (z. B. das Weltbild des Kolumbus). - Während eine Weltanschauung die Wirklichkeit eher ideologisch als Totalität auffasst, ist das Weltbild mehr realitätsbezogen und versucht eine möglichst umfassende Darstellung der einzelnen Erfahrungsbereiche; oft werden die Begriffe aber auch synonym verwendet. Weltbilder sind kulturell bedingt und wandeln sich im Lauf der Geschichte. In frühen Kulturen sind Weltbilder stark von kosmologischen Vorstellungen bestimmt. Dabei wird der Kosmos als ein bedeutungsvolles Ganzes erfahren, in das der Mensch eingebunden ist und in dem alle Wirklichkeitsbereiche miteinander zusammenhängen. Himmlisches und irdisches Geschehen stehen in einer Entsprechung, und die Erde ist das Zentrum aller Erscheinungen. Mit der kopernikanischen Wende beginnt im abendländischen Kulturkreis die Ablösung der geozentrischen durch eine heliozentrische Weltsicht. Neben das Weltbild des Mittelalters, das die Welt als göttliche Schöpfungsordnung ansieht, treten nunmehr die Erkenntnis der Unendlichkeit des Alls, die zunehmende Objektivierung der Natur und damit eine Trennung der Welt der Werte (u. a. Harmonie-, Zweckgedanke, Religion) von der Welt der Tatsachen. Zugleich entdeckt der Mensch sich selbst als Objekt. Die abendländische Neuzeit ist einerseits geprägt durch eine Diversifizierung von Weltbildern (z. B. idealistisches Weltbild, materialistisches Weltbild, existenzialistisches Weltbild); andererseits setzte sich der Rationalismus, v. a. der Naturwissenschaften, allmählich als vorherrschendes Weltbild durch (wissenschaftliches Weltbild). Seine wesentlichen Züge bilden der von R. Descartes begründete Subjekt-Objekt-Dualismus, der alle Dinge in die Verfügbarkeit des handelnden und erkennenden Menschen stellt (anthropozentrisches Weltbild), die Orientierung am newtonschen Modell der Physik als Paradigma der Wirklichkeitserkenntnis, wobei die mathematisch-mechanistischen Methoden auch in Fragen der Moral, Politik, Wirtschaft, Medizin zu sicheren Ergebnissen führen sollen (Reduktionismus, Positivismus), und die Zerlegung der Wirklichkeit in letzte Einheiten (nach dem Modell der Atomistik). Impulse für eine Wandlung dieses Weltbilds gehen sowohl von der ökologischen Krise aus, die eine andere Einstellung des Menschen zur Natur nahe legt, als auch von alternativen Ansätzen (z. B. teleologisches Weltbild von Teilhard de Chardin; New Age) und von kritischen Hinweisen darauf, dass sich die Wirklichkeit nicht nur unter einem Aspekt zu erkennen gibt.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Mensch: Das kopernikanische Prinzip - Folgerungen für unser Welt- und Menschenbild
 
Mensch: Der Naturzusammenhang des menschlichen Lebens
 
Raumgrenzen: Weltbild und Erfahrung
 
II
Weltbild,
 
Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Augsburg, Medienunternehmen, gegründet 1948 in Augsburg mit dem Magazin »Weltbild« (als christlich-religiöses Blatt zunächst unter dem Namen »Mann in der Zeit« beziehungsweise »Feuerreiter«); Sitz: Augsburg; Gesellschafter sind 15 katholische Diözesen. Vertrieben werden im klubfreien Buchversand: Bücher, Zeitschriften, Videos, CDs, DVDs, Software und Boutiqueartikel über einen monatlich erscheinenden Katalog in Magazinformat (2001: rund 4 Millionen Stammkunden). Zu Weltbild gehören die Buchladenkette Weltbildplus (Jointventure mit der Buchhandlung Hugendubel), Internet-Bookshops, Musikverlage, Sammler-Editionen, Weltbild Schweiz, die Buchhandlung Andreas & Dr. Müller Weltbild in Österreich (50 % Beteiligung); seit 1987 Buchverlage, u. a. Verlagsgruppe Droemer Weltbild (in Partnerschaft mit der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck; Beteiligung je 50 %; Sitz: München), Bechtermünz, Weltbild Buchverlag und Olzog Verlag (Beteiligung 50 %; Sitz: München).

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Wẹlt|bild, das: umfassende Vorstellung von der Welt [aufgrund wissenschaftlicher bzw. philosophischer Erkenntnisse]: das moderne, das marxistische W.; ein christliches, romantisches, geschlossenes W.; das W. der Antike; Deutsche Kultur hatte mein W., mein geistiges Wesen geformt oder doch entscheidend beeinflusst (K. Mann, Wendepunkt 230); ... verlieren die dominierenden Bestandteile der kulturellen Überlieferung den Charakter von -ern, also von Interpretationen der Welt (Habermas, Spätkapitalismus 112); Ü die Emanzipation der Spanierinnen, die furios nach dem Tod des Diktators Franco einsetzte und das W. der iberischen Machos ordentlich ins Wanken brachte (a & r 2, 1997, 88).

Universal-Lexikon. 2012.

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